Willkommen beim Elbe-Roeder-Dreieck

Lebensraum Friedhof - Oasen der Artenvielfalt

Aufwertung von Friedhöfen als Lebensraum für Vögel, Insekten und andere Kleintiere sowie als Standort von für die Biodiversität wichtigen Pflanzen


Friedhöfe verändern sich aktuell sehr stark. Der Grund dafür ist die sich veränderte Friedhofskultur. Der Trend geht weg von der traditionellen Erdbestattung hin zur Urnenbeisetzung. Teilweise werden die Urnen gar nicht mehr auf den Friedhöfen, sondern in sogenannten Friedwäldern beigesetzt. Wenn die Urnen auf dem Friedhof beigesetzt werden, dann mittlerweile auch nicht mehr in Einzel- oder Familiengräbern, sondern in Sammelgrabstellen wie z.B. auf sogenannten Grünen Wiesen oder Urnenwänden.
 


Somit wird auf den Friedhöfen immer mehr Fläche frei, für die es neue konzeptionelle Ansätze braucht. Friedhöfe sind gewidmete Flächen und die Liegefrist der vorhandenen Gräber muss langfristig gewährleistet werden. Den Anspruch an einen gepflegten Zustand sind also nach wie vor gegeben, allerdings macht das ständige Mähen größer werdender Freiflächen mit dem verbundenen Arbeits- und Energieaufwand immer weniger Sinn.

Gleichzeitig sind Friedhöfe innerhalb des Siedlungsraumes relativ naturnahe Lebensräume, die als Rückzugsraum für Vögel und andere Tiere dienen. Da der Insektenrückgang sowohl an Artenzahl wie auch an reiner Biomasse dramatisch hoch ist und im Siedlungsbereich immer weniger Habitate für Insekten zu finden sind, bieten sich Friedhöfe somit als Oasen für mehr Artenvielfalt an.

Durch die gezielte Integration von Habitaten und eine konzeptionelle Anpassung der Pflege können auf Friedhöfen die freiwerdenden Flächen sinnvoll zur Biodiversitätsförderung genutzt werden. Dies bietet den Besuchern weiterhin eine Möglichkeit zur Trauer und Kontemplation und kann gleichzeitig Kommunen und Kirchgemeinden entlasten beim Pflegeaufwand der Fläche.


Folgende Habitat- und Strukturverbesserungen können auf Friedhöfen ideal umgesetzt werden:
 
•    Verdichtung des Gehölzbestandes mit einheimischen Wildsträuchern (Weißdorn, Kornelkirsche) und biodiversitätsfördernden Nadelgehölzen (Eibe, Wacholder) sowie immergrünen Gehölzen (Stechpalme, Buchsbaum).

•    Neupflanzung von Solitärbäumen, die groß an Höhe und Umfang und insbesondere alt werden können, wie Linde und Eiche
 
•    Auf abgegrenzten Arealen können Wildblumenwiesen angesät werden, die traditionell nur zweimal im Jahr gemäht werden. Dabei werden nicht alle Flächen auf einmal, sondern im Versatz gemäht. Um die Akzeptanz zu fördern, wird um die Wiesen ein Rasenmäher breiter Streifen weiterhin gemäht und das Design der Blumenwiesen wird rechteckig, quadratisch oder auch rund passend zum Design der Gesamtanlage gewählt.

•    Frühlingsgeophyten (Blaustern und Wildtulpe) können auf nicht dauernd gemähten Wiesen und insbesondere auch unter Gehölzen etabliert werden.

•    Nachpflanzung von Kletterpflanzen wie Efeu, Geißblatt und ungefüllt blühenden Rosen. Diese spielen auf Friedhöfen eine wichtige gestalterische Rolle und sind als späte Trachtpflanzen für Insekten von hoher Bedeutung.

•    Absterbende Bäume können im Rahmen dieses Konzeptes als Torso in der Anlage verbleiben und bieten dann Lebensraum für Totholzbewohner und -zersetzer.


Das Projekt Lebensraum Friedhof – Oasen der Artenvielfalt hat zum Ziel, diese Elemente auf den Friedhöfen im Elbe-Röder-Dreieck einzubringen und die kommunalen wie kirchlichen Entscheidungsträger sowie das pflegende Personal für diesen Weg zu mehr Artenvielfalt zu begeistern.

Folgende Projektbausteine sind aktuell geplant:

•    Erarbeitung eines Leitfadens zur Biodiversitätsförderung auf Friedhöfen durch ein Landschaftsarchitekturbüro

•    Umsetzungsbegleitung des Leitfadens auf einem Friedhof je Kommune des Elbe-Röder-Dreiecks (insgesamt 7 Friedhöfe) inkl. Startkapital zum Erwerb von Saat- und Pflanzgut sowie evtl. notwendiger Kleintechnik

•    Durchführung einer Schulung für alle ausführenden Mitarbeiter im Gebiet des Elbe-Röder-Dreiecks zur Wissensvermittlung, zur Förderung von Verständnis und Motivation und zum gegenseitigen Austausch

•    Durchführung einer Exkursion zu besonders gelungenen Beispielen im und außerhalb des Gebietes zum weiteren Austausch und Vernetzung der Friedhofsplaner und -mitarbeiter

Das Projekt wird durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit begleitet. In Zeitungsartikeln, auf Schildern am Friedhofseingang und auf einer Projektseite auf der Homepage des Elbe-Röder-Dreiecks wird auf die Hintergründe und Maßnahmen des Projektes hingewiesen und dadurch für Verständnis und Akzeptanz bei der friedhofsnutzenden Bevölkerung geworben. Es soll dadurch auch ein Beitrag zur Stärkung der Friedhofskultur insgesamt geleistet werden.