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Industriegeschichte Gröditz - Stahlwerk

Titel: Industriegeschichte Gröditz - Stahlwerk
Standort: Wainsdorfer Straße Gröditz, Am Floßkanal - gegenüber Haupteingang Schmiedewerke

Eisenwerk – Stahlwerk – Schmiedewerke

Die Errichtung des Eisenwerkes Gröditz fällt in die Jahre 1779/1780. In diesen Jahren wurde unter dem damaligen Besitzer, dem Königlich Sächsischen Konferenzminister Graf Detlev Carl von Einsiedel, als erstes „anstelle der Mahl- und Schneidmühle des Dorfes Gröditz“ eine sogenannte Stabhütte mit Kohlenschuppen und Wohnhaus angelegt. Die Stabhütte bildete einen Zweigbetrieb des bereits im Jahre 1725 gegründeten Stammunternehmens in Lauchhammer. Gute Rahmenbedingungen – die Wasserkraft der Großen Röder, die riesigen Waldgebiete, bedeutende Lagerstätten an Raseneisenerz in der Umgebung und nicht zuletzt der Grödel-Elsterwerdaer-Floßkanal sprachen für Gröditz als Standort. Zunächst kam das Roheisen über den 1748 fertig gestellten Floßkanal direkt bis zur Gießerei und noch bis 1942 wurde der Lehm und Formsand auf den Kanalschiffen herangebracht.

Ab 1815 wurden die Betriebe in Gröditz und Lauchhammer infolge der Festlegungen des Wiener Kongresses durch die Landesgrenze zwischen den Königreichen Preußen und Sachsen getrennt, welche 1818 auch zur Zollgrenze wurde. Der Besitzer der beiden Lauchhammerschen Werk musste alle wirtschaftlichen Behinderungen erfahren. Die Zolltarife und die damit verbundene erhebliche Verteuerung des Roheisens gaben den Anstoß zur eigenen Erzeugung von Roheisen in Gröditz. Im Mai 1819 fanden die erste Schmelzung und der erste Guss aus dem neu erbauten Kupolofen im Beisein des Grafen Detlev Carl von Einsiedel statt. Bereits im Mai 1825 wurde der Grundstein für einen Hochofen gelegt. Ostern (17. April 1827) konnte dieser angeblasen werden, der Schmelzvorgang dauerte bis zum Dezember gleichen Jahres.

Erneute Zollverhandlungen 1833 (Wegfall der Zollschranken) verbesserten den deutschen Handel, dies war eine weitere Voraussetzung zur Vergrößerung der Fabrik. Die Gießereieinrichtungen wurden erweitert und verbessert und andere für das Gießereigewerbe notwendige Nebenwerkstätten errichtet. 1872 ging das Eisenwerk Gröditz in den Besitz einer Aktiengesellschaft über, genannt „Lauchhammer“ Vereinigte vormals Gräflich AG Lauchhammer, mit Sitz in Riesa (AG Lauchhammer). 1875 erhielt das Eisenwerk einen Gleisanschluss an die 1873 erbaute Eisenbahnstrecke Elsterwerda – Riesa, bis dahin mussten die Fertigprodukte zu den damals nächstgelegenen Bahnstationen Langenberg und Röderau gefahren werden. Im Jahre 1883 legte man den Grundstock für eine neue Fabrikation – die Tempergießerei. Es erfolgte die Spezialisierung auf die Fabrikation von Gasrohr-Verbindungsstücken. Anfang des 20. Jahrhunderts entschloss man sich zum Neubau einer eigenen Stahlgießerei.

Die Verschmelzung des Werkes Gröditz mit der „Linke-Hoffmann-Werke-AG“ wurde 1923 mit einem Vertrag unterschrieben. Die „AG Lauchhammer“ verlor ihre Selbständigkeit und hieß nun „Linke-Hoffmann-Lauchhammer-AG“.

Im Jahre 1926 fusionierte die Aktiengesellschaft mit dem Flick-Konzern zur „Mitteldeutschen Stahlwerke AG“, der Gröditzer Betrieb erhielt den Zusatz „Lauchhammerwerk Gröditz“. Während des 2. Weltkrieges wurden in der Gröditzer Rüstungsindustrie Arbeitskräfte aus alle Teilen Deutschlands beschäftigt, dazu kamen noch viele zwangsweise verschleppte ausländische Arbeitskräfte, KZ-Häftlinge und Kriegsgefangene. Im Januar 1945 waren 4.984 Zwangsarbeiter in den Gröditzer Stahlwerken beschäftigt.

Ab dem 16. Juli 1945 wurde das Eisenwerk Gröditz der Demontage unterzogen, Anfang August 1946 war die Demontage fast abgeschlossen. Nach dem Volksentscheid 1946 wurde das Eisenwerk offiziell volkseigener Betrieb und erhielt 1948 den Namen „VEB Eisen- und Stahlwerk Gröditz“ und 1951 wurde es in „VEB Stahl- und Walzwerk“ umbenannt. Der Wiederaufbau konzentrierte sich auf die traditionellen Produkte des Gröditzer Werkes aus den Gießereien, des Ringwalzwerkes und der Schmiede. 1973 wird der VEB Stahl- und Walzwerk Gröditz an den VEB Rohrkombinat Riesa angegliedert.

Mit Einführung der Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion 1990 wird der VEB Stahl- und Walzwerk in eine Kapitalgesellschaft überführt und trägt den neuen Firmennamen „Gröditzer Stahlwerke GmbH“. Viele Bereiche werden in den Folgejahren ausgegliedert und einige Abteilungen geschlossen. 1997 wird das Werk privatisiert und durch die Georgsmarienhütte Holding GmbH übernommen. 2004 wurde die Stahlgussproduktion ausgegliedert, diese war nun ein eigenständiges  Unternehmen innerhalb der GMH-Gruppe (Georgsmarienhütte).