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Verschwundene Dörfer in der Gohrischheide

Titel: Verschwundene Dörfer in der Gohrischheide
Standort: Ortslage Jacobsthal

 

Wo liegt denn das? Verschwundene Dörfer in der Gohrischheide

 

Kulturhistorisch ist die Gohrischheide seit jeher ein Grenzwald. Im 11. und 12. Jahrhundert trennte sie die beiden slawischen Stämme Daleminze im Norden und Nicici im Süden. – Heute trennt sie die Bundesländer Sachsen und Brandenburg.

Aus dem noch um 1600 etwa 3.500 ha großen, über 40% mit Eichen bestockten Naturwald entstand bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts durch Besiedlungen, landwirtschaftliche Nutzungen, Heideschäfereien mit großen Herden sowie die Entnahme von düngender Waldstreu auf dem von Natur aus nährstoffarmen Sandböden ein forstwirtschaftlich unergiebiges Revier. Lokale Trockenheit, Insektenplagen und von der querenden Bahnstrecke ausgehende Brände verschlechterten in zunehmendem Maße die forstwirtschaftlichen Erträge.

Das Gebiet wurde mehr und mehr für militärische Zwecke interessant. Eine erste Erprobung fand bereits 1730 bei einem höfischen Campement der Sächsisch-Kurfürstlichen Armee im „Zeithainer Lustlager“ statt. Im folgenden Jahrhundert übte man bereits auf ca. 300 ha mit schweren Feldgeschützen. 1898 umfasste der reichseigene Truppenübungsplatz 3.773 ha. Auch nach seiner Stilllegung mit dem Ende des 1. Weltkrieges blieb er in Staatseigentum und wurde ab 1936 von der Wehrmacht wieder für Übungen genutzt.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde das Gelände durch die sowjetische Armee und die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR übernommen. Nach dem geordneten Rückzug der Truppen im Jahr 1992 wurden bis 2006 ein großer Teil der oberirdischen Militärbauten entfernt. Auf dem ehemaligen Kasernengelände der Sowjetarmee wurde durch die Entwicklungs- und Verwertungsgesellschaft Zeithain mbH (EVGZ) nicht erhaltenswerte Bausubstanz zurückgebaut und erhaltenswerte Gebäude gesichert. Dieses Gelände ist als Zeithainer Industriepark (ZIP) für eine wirtschaftliche Nachnutzung vorgesehen. Der ehemalige Kasernenstandort der NVA wird noch durch die Bundeswehr genutzt.

Ab 1993 wurde im Gebiet der Gohrischheide das Naturschutzgebiet „Gohrischheide und Elbniederterasse Zeithain“ eingerichtet. Die Gesamtgröße des Schutzgebietes beträgt 2.860 ha. Nur ein Bruchteil der aus den über 100-jährigen Schießübungen stammenden Kampfmittel konnte bisher geborgen werden. Aus Kostengründen wird das Gelände deshalb auch weiterhin zum größten Teil nicht beräumt und damit größtenteils nicht öffentlich zugänglich sein. Durch die Naturschutzgebietsverwaltung Königsbrücker Heide/Gohrischheide Zeithain werden verschiedene Schaufenster in das Naturschutzgebiet eingerichtet, z.B. ein Heidepfad. Öffentlich zugängig sind außerdem die Friedhöfe des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Zeithain.

 

Wo liegt denn das? Verschwundene Orte in der Gohrischheide

Gohrisch (Wüstung)

Die Wüstung Gohrisch liegt in der Gohrischheide an der alten Mühlberger Straße zwischen Lichtensee und Mühlberg. Die Wüstung gehört zur Gemarkung der Gemeinde Zeithain.

Erstmals erwähnt wurde es 1474 als „Gorisch“. 1501 bestand im Ort ein Vorwerk mit Schäferei und der Ort unterstand der Grundherrschaft Strehla. 1702 übte das Rittergut Tiefenau die Grundherrschaft aus. Im Jahr 1707 war Gohrisch nach Lichtensee gepfarrt, ab 1752 nach Fichtenberg. 1791 erhielt es dann seinen endgültigen Namen „Gohrisch“.

Um das Jahr 1840 bestand Gohrisch aus einem Forsthaus, dem Vorwerk und zwei weiteren Häusern. Als Gutsweiler mit Gutsblockflur war der Ort eine eigenständige Gemeinde mit 38 Einwohnern. Es lag auf einer 19 Hektar großen Gemarkung und war von Wald umgeben. Die Kinder wurden nach Lichtensee eingeschult. Der Oberförster des Forstbetriebes hatte seinen Amtssitz in Gohrisch.

1873 wurde in der Gohrischheide ein Truppenübungsplatz (TÜP) auf ca. 300 Hektar angelegt. Im Zuge der Vergrößerung des Truppenübungsplatzes Zeithain wurde 1892 das Dorf Gohrisch gekauft. Die Einwohner wurden entschädigt und nach Lichtensee und weitere umliegende Ortschaften umgesiedelt. Das Forstamt wurde nach Heidehäuser verlegt. 1895 wurde der Ort Gohrisch endgültig aufgelöst.

Nach 1945 gab es Pläne, den Ort mit Neubauern wieder zu besiedeln. Dies wurde aber nicht realisiert, da der Truppenübungsplatz weitergenutzt wurde.

Kleintrebnitz (Wüstung)

Kleintrebnitz gibt es seit Anfang der 1970ziger Jahre nicht mehr.

Das Vorwerk Kleintrebnitz wurde um 1600 als Klein Trebsen erstmals erwähnt. Im Volksmund wurde die Siedlung „Sorge“ genannt. 1875 erhielt es dann seinen bis zuletzt gültigen Namen „Kleintrebnitz“.

In dem kleinen Ort lebten seit 1730 zwischen 4 und 24 Bewohner. Zu Kleintrebnitz gehörten eine Försterei, der Gasthof "Hähner", zwei Bauerngüter und ein Familienhaus an der Bahnlinie am Bahnwärterhaus. 1957 wurde Kleintrebnitz nach Jacobsthal eingemeindet. Zu Beginn der 1970er Jahre wurde der Ort devastiert, um Raum für die militärische Nutzung zu schaffen.

Rustel (Wüstung)

Die Wüstung Rustel ist ein ehemaliges Dorf in der Nähe der Trinkwasserbrunnenanlage des Trinkwasserzweckverbandes „Wasserversorgung Riesa-Großenhain“ südöstlich von Fichtenberg. Das Dorf wurde 1575 erstmals urkundlich als „Ruedestall“ belegt und hieß ursprünglich wahrscheinlich „Rudolfstal“. Im Vorfeld von Leitungsverlegungen durch die Wasserversorgung Riesa-Großenhain GmbH bzw. das Sächsischen Immobilien- und Baumanagements Dresden I wurden 2012 hoch- bis spätmittelalterliche Hausreste, u.a. zwei Grubenhäuser, der Wüstung entdeckt.

 

Quellen: Klaus Herrmann, Kreinitz; Landesamt für Archäologie, Dresden; Digitales Ortsverzeichnis von Sachsen