Am Donnerstag, den 30. Oktober 2025 lud der Elbe-Röder-Dreieck e. V. zu einem besonderen Vortragsabend in die Kirche Lorenzkirch ein. Die Veranstaltung war Teil der Reihe 80 Jahre Kriegsende im Elbe-Röder-Dreieck und zugleich Auftakt der diesjährigen LEADER-Erlebnistage im Elbe-Röder-Dreieck: 30 Jahre LEADER in Sachsen. Die beiden Referenten des Abends waren Arkadi Miller vom Museum Berlin-Karlshorst und Jens Nagel, Leiter der Gedenkstätte Ehrenhain Zeithain.
Unter dem Titel „Als Planung auf Zufall traf: Das Treffen an der Elbe und das lange Ende des Zweiten Weltkrieges“ eröffnete Herr Miller den Abend. Er zeigte, dass die Begegnungen an der Elbe Ergebnis alliierter Planungen waren und doch von Zufällen, Fehleinschätzungen sowie widersprüchlichen Meldungen geprägt wurden. Der Historiker plädierte dafür, eher von einer Region der Begegnung zwischen Lorenzkirch, Strehla, Kreinitz, Burxdorf und Torgau zu sprechen, anstatt sich auf einen einzelnen Ort zu fixieren.
Anschließend kommentierten beide Referenten gemeinsam historische Filmaufnahmen und zeigten anhand sowjetischer Berichte, wie stark Wahrnehmung und Propaganda die historische Überlieferung geprägt haben.
Herr Nagel ergänzte in seinem Vortrag, wie und warum die Erinnerung an Lorenzkirch und Kreinitz über Jahrzehnte in der DDR verschwand. Während in Lorenzkirch US- und sowjetische Soldaten erstmals auf deutschem Boden zusammentrafen, geriet dieser Ort in Vergessenheit, unter anderem weil Torgau am Folgetag durch die mediale Inszenierung der Generale weltweite Bekanntheit erlangte. Erst nach 1990 entstand mit dem Denkmal in Strehla ein sichtbares Zeichen.
Im darauffolgenden moderierten Gespräch ging es neben der Erstbegegnung auch um allgemeine Fragen zur historischen Arbeit, zur Rolle der Bürger:innen bei der Bewahrung lokaler Quellen und um neue digitale Möglichkeiten der Forschung.
Im Anschluss nutzte das Publikum die Gelegenheit, sich aktiv einzubringen: Neben Ergänzungen zu den Vorträgen und eigenen Rechercheergebnissen gab es zahlreiche Anmerkungen und Fragen, aus denen sich eine lebhafte Diskussion mit den Referenten entwickelte.
Besonders schön: Viele der über 60 Besucher:innen blieben noch lange nach dem offiziellen Ende in der Kirche, um weiterzudiskutieren.
Fazit: Ein Abend, der historische Komplexität greifbar machte und zeigte, dass Lorenzkirch nicht nur „Ort der Begegnung“, sondern auch ein Teil einer größeren Region der Begegnungen an der Elbe ist.
Vielen Dank an Lorenzkirch miteinander e. V., die Vereinigte Ev.-Luth. Christuskirchgemeinde Zeithain, die beiden Referenten sowie alle, die die Veranstaltung unterstützt haben – und besonders an das Publikum, das mit seinen Fragen und Anmerkungen zu einer respektvollen Diskussion beitrug.