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Industriegeschichte Gröditz - Zellstoffwerk

Titel:  Industriegeschichte Gröditz - Zellstoffwerk
Standort: Wainsdorfer Straße Gröditz, Am Floßkanal

Zellstoffwerk Gröditz

Die Gröditzer Sulfitfabrik wurde 1883/1884 aufgebaut. Initiator war die damalige Firma Kübler & Niethammer, deren Hauptwohnsitz sich in Kriebstein bei Waldheim befand. Haupterzeugnis war Zellstoff, der zum größten Teil in den Papierfabriken Kriebstein und Kriebethal zur Herstellung von Zeitungs- und mittelfeinem Schreibpapier verwendet wurde.

Fast 40 Jahre lang konnte der Betrieb mit nur wenigen technischen Veränderungen den Zellstoffbedarf decken, die weitere Entwicklung der Industrie und der ständig steigende Bedarf an Papier machten jedoch Erweiterungsbauten mit Produktionserhöhungen notwendig. Im Jahre 1926 wurde der alte Säureturm aus Holz durch einen aus Beton ersetzt.

1940 begann die Erzeugung von Rohspiritus aus der Ablage. Im Jahre 1944 betrug die Jahresproduktion 12.234 Hektoliter Spiritus. Auch im Zellstoffwerk wurden in den Kriegsjahren Zwangsarbeiter beschäftigt.

Schwierig gestaltete sich der Neubeginn im November 1945, da der Betrieb im April des Jahres stillgelegt und teilweise demontiert war. Am 30.06.1946 wird der Betrieb nach entschädigungsloser Enteignung in Volkseigentum überführt. Das Zellstoffwerk baute auf dem ehemaligen betriebseigenen Ackerland am Waldweg eine eigene Sportanlage – das Philipp-Müller-Stadion – auf, dies konnte 1952 eingeweiht werden. Ab 1955 wurde das Zellstoffwerk ständig erweitert und modernisiert

Die Gewissheit über die Chancenlosigkeit in der Marktwirtschaft erhielten die Beschäftigten 1990, die Gründe dafür waren veraltete Technik und umweltbelastende Probleme. Die Firma Kübler & Niethammer lehnte eine Übernahme ab. Im November 1991 wurde der Maschinenpark durch den Konkursverwalter versteigert. Das Zellstoffwerk Gröditz war damit Geschichte.

Quellen
Broschüre: 100 Jahre Zellstoffwerk, 1983
Egon Förster: “Zwangsarbeiter in Gröditz 1939-1945“, 2004