Willkommen beim Elbe-Roeder-Dreieck

Leben an der Elbe

Titel: "Leben an der Elbe"
Standorte: Nünchritz, Rastplatz am Elberadweg
                   Kreinitz, Rastplatz am Elberadweg

 

Leben an der Elbe
 

Wir befinden uns hier am Ende des Durchbruchtales der Elbe durch das Mittelgebirge Sächsische Schweiz. Die das Wasser einzwängenden Felsen gehen zu Ende, das Land wird flacher, die Fließgeschwindigkeit geringer und bei Hochwasser konnten früher große Flächen überschwemmt werden. In vielen Jahrhunderten sind dadurch fruchtbare Elbauen entstanden, die auch bei extremen Dürreperioden grün blieben. Die Elbe hatte vor der Eindeichung eine Breite bis zu 300 Metern; war dadurch viel flacher und hatte zahlreiche Nebenarme und Inseln.


Die Besiedlung der Elbauen brachte viele Vorteile. Der Fischreichtum war eine wesentliche Lebensgrundlage für die Menschen und das saftige Grün für die Nutztiere. Der Ackerbau auf den hochwertigen Böden sicherte auch bei extremer Trockenheit gute Erträge, während auf den höher gelegenen Sandböden oft alles vertrocknete und die Ernte fast vollständig ausfiel. Zahlreiche Furten erlaubten bei normalem Wasserstand ein Queren des Flusses mit Pferden oder zu Fuß. An geeigneten Stellen bildeten Wasserräder Antriebsmöglichkeiten, zum Beispiel für Schiffsmühlen. Schifffahrt war durch den geringen Wasserstand, zahlreiche Hindernisse wie Felsen, im Wasser treibende Sandinseln und riesige umgefallene Bäume, kaum möglich. Nach jedem größeren Hochwasser hatte sich der Fluss verändert, neue Elbarme entstanden, andere verlandeten.


Bis zum 30-jährigen Krieg (1618-1648) war an der Elbe schon ein beachtliches Deichsystem entstanden. In den vielen Kriegsjahren wurde die notwendige Unterhaltung der Deiche vernachlässigt, Deichbrüche bei großen Hochwassern reparierte man nicht und nach dem Krieg vergingen viele Jahrzehnte bis das System und dessen Unterhaltung wieder funktionierten. Der planmäßige Ausbau der Elbe als Wasserstraße begann ab 1815. Die Tschechische Republik hatte besonderes Interesse daran, auf der Elbe den Internationalen Hamburger Hafen mit ihren Schiffen erreichen zu können.


Die Transporte lebensnotwendiger Güter mittels Kähnen sicherten vielen Menschen in den Elbdörfern Arbeitsplätze und eine regelmäßige Versorgung. Damit verbunden entstanden Handelsplätze und Märkte. Bis zum Beginn der Kettenschifffahrt im 19. Jahrhundert wurden die Kähne durch Menschen (Bomätscher) oder Tiere gegen den Strom gezogen (sog. Treideln). Das war eine sehr schwere Arbeit bei kläglichem Lohn. In Merschwitz war eine Station, wo die Treidlerkolonnen abgelöst wurden. Wesentliche Fortschritte bei der Schifffahrt brachten der Einsatz von Kettenschleppschiffen und Raddampfern sowie die Erfindung der Dampfmaschine. Der Deichbau war extrem streng geregelt und ebenfalls größtenteils Handarbeit mit Schippe und Schubkarre.


Mit der Entwicklung der Technik auf allen Gebieten veränderte sich auch an der Elbe viel. Die Kähne wurden zu Schiffen, die mehrere tausend Tonnen transportieren können und nur wenige Arbeitskräfte benötigen. Der Deichbau war mit großen Baggern und Radladern viel leichter und schneller möglich und so wurden dem Fluss 80% seiner ehemaligen Überschwemmungsflächen genommen. Das Ergebnis sind häufigere Überschwemmungen mit immer größer werdenden Schadenssummen, besonders bei den gefürchteten Eishochwassern.
Ein erster wunderbarer Erfolg des Umdenkens nach der politischen Wende 1989/90 ist die Verbesserung der Wasserqualität. Durch die Einleitung riesiger ungeklärter Abwassermengen war der Fluss biologisch fast tot. Die Zusammenarbeit der Anliegerländer und gemeinsame große Kraftanstrengungen ermöglichten, den ausgestorbenen Elblachs durch eine verwandte skandinavische Lachsart zu ersetzen und erneut anzusiedeln. Auch Biber- und Otterpopulationen haben sich in den Elbauen wieder entwickelt. Ein Naturspektakel sind die Vogelzüge im Herbst und im Frühjahr.


Die rasche Folge von überdurchschnittlichen Hochwasserereignissen hat die Bedeutung des Hochwasserschutzes wieder mehr ins Bewusstsein der Menschen zurückgeholt. Aus den Fehlern der Vergangenheit haben die zuständigen Entscheidungsträger gelernt. So sind in den Maßnahmeplänen nicht nur Deicherhöhungen und Hochwasserschutzmauern enthalten, sondern auch Deichrückverlegungen, Reaktivierung ehemaliger Überschwemmungsflächen sowie land- und forstwirtschaftliche Maßnahmen. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten in den Planungsunterlagen Der Umfang der geplanten Maßnahmen lässt erkennen, dass der Hochwasserschutz eine Generationenaufgabe darstellt.
Im touristischen Bereich ist der Bau des Elberadweges ein Erfolg der Zusammenarbeit von Deutschland und Tschechien. Er wurde 2014 zum zehnten (!) Mal hintereinander der beliebteste Radfernweg Deutschlands.

Quelle: Klaus Herrmann, Kreinitz