Willkommen beim Elbe-Roeder-Dreieck

Leinpfad Leckwitz

Titel: Leinpfad Leckwitz
Standort: Elberadweg - Treidlerpfad Leckwitz

Liebe Nutzer des Elberadweges,

die nächsten 120 Meter werden Sie hier in Leckwitz, einem Ortsteil der Gemeinde Nünchritz, einen ungewohnten Belag des Weges erleben. Dieses Großsteinpflaster, regional auch Wildpflaster genannt, hat eine große historische Bedeutung.

An der Elbe gab es wie an vielen schiffbaren Gewässern einen Leinpfad, im volkstümlichen Sprachgebrauch auch Bomätscher- oder Treidlerweg genannt. Dieser Pfad führte hier entlang. Elbabwärts fuhren die Schiffe mit der Strömung, doch stromaufwärts war es bis zum Einsatz von Dampfmaschinen und später Dieselmotoren üblich, zu segeln, oder die Schiffe durch Menschengruppen ziehen zu lassen.

Bis in das 19. Jahrhundert prägten die Schiffszieher das Bild an der Oberelbe. Im Sächsischen hießen sie Bomätscher, abgeleitet aus dem slawischen Wortschatz im Sinne von Helfer. Zahlreiche Elbdörfer lebten neben der Landwirtschaft vom Treideln. Mit einer Leine, die vom Mast des Schiffes bis an das Ufer reichte und durchaus mehrere hundert Meter lang sein konnte, zogen die Bomätscher gegen den Strom. Der Weg befand sich aufgrund des Flussverlaufes meistens auf der linken Elbseite, konnte aber auch, wie an dieser Stelle, rechtselbisch sein. Der Wechsel von einem Bomätschertrupp zum anderen erfolgte an festgelegten Stellplätzen. Eine solche Wechselstation befand sich wenige hundert Meter von hier in Merschwitz, einem heutigen Ortsteil der Gemeinde Nünchritz. Merschwitz war ein Zentrum der Bomätscher.

Die Elbstromabschnitte der Bomätscher waren klar abgegrenzt, "Grenzüberschreitungen" führten oft zu Handgreiflichkeiten. An den Stellplätzen versammelten sich die 6 bis 10 Personen eines Trupps. Innerhalb einer Gruppe herrschte eine klare Rangfolge. An der Spitze ging der Leinezieher, auch König genannt, er handelte den Lohn aus und bestimmte den Takt beim Treideln. Ihm folgte der Büttel bzw. Knecht. Am Ende schritt der sogenannte "Leinwächter". Er hatte die Leine mit einer langstieligen hölzernen Gabel über Hindernisse, wie Büsche, Bäume oder Schiffsmühlen, zu heben.

Die Arbeitsausrüstung des Bomätschers bestand aus einen Zuggurt. Mit dem Treckstock stützte sich der Bomätcher ab. Beim Voranschreiten stimmten die Bomätscher einen Gesang an, besonders betont wurden die Silben hi und ho, bei denen der rechte Fuß vorgesetzt wurde. Eines von vielen Bomätscherliedern:

Mit Hippo hoffei ziehen wir die Leine
Bei Regen, Wind und Sonnenschein
Wir nehmen in die Hand die Leine
Kommt an ein Schiff stroman alleine
Sechs Groschen bringt das Trecken ein
Das reicht für Brot und Branntewein
Wir können keine Stiefel kaufen
Und müssen immer barfuß laufen.

Die Darstellung der ziehenden Bomätscher stammt vom Dresdner Bildhauer Edmund Moeller (1885-1958). Sie finden die Darstellung in Dresden am Neustädter Elbufer, unterhalb der Albertbrücke.

 

Liebe Nutzer des Elbradweges, vielen Dank für Ihr Interesse und für das Verständnis für das Großsteinpflaster an dieser historischen Stelle.

Weitere Informationen finden Sie auch im Museum der Gemeinde Nünchritz, Dorfplatz 1, Öffnungszeiten: mittwochs 13.00 bis 16.00 Uhr und sonntags von 15.00 bis 17.00 Uhr.

Quelle: Museum Nünchritz