Ziel des Wettbewerbs ist die Gestaltung von Gärten mit blühenden Pflanzen zu honorieren. Denn blühende Gärten sind ein wertvoller und attraktiver Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen. Der Jury lag es am Herzen, die große Vielfalt an Gärten und das Engagement der Menschen im Elbe-Röder-Dreieck in Bezug auf Biodiversität sichtbar zu machen. Wir waren uns sicher, dass wir mit einem Wettbewerb viele versteckte Kleinode sichtbar machen und Menschen finden, die sich hinter Hecken und Zäunen für Vielfalt und Naturnähe begeistern.
Die Kategorie Vorgarten liegt der Jury besonders am Herzen. Vorgärten im eigentlichen Sinne des Wortes scheinen in der heutigen Baukultur eine immer untergeordnetere Rolle zu spielen. Fand sich an der Stelle ursprünglich der repräsentative Teil eines Hausgartens, sieht man dort heute eher Stellplätze für Autos und Müllbehälter, Carports und versiegelte Zufahrten. Vielerorts fallen die leblosen, unattraktiven Schottergärten vor den Wohngebäuden ins Auge.
Dabei prägen gerade die Vorgärten die Erscheinung unserer Ortschaften und bieten trotz ihrer häufig geringen Größe doch so viel Potential hinsichtlich Biodiversität und Naturnähe. Aus diesem Grund war es er Jury wichtig, gute Beispiele zu zeigen und auszuzeichnen.
Insgesamt haben sich 8 Teilnehmer für die Kategorie Vorgarten beworben, hier hätte sich die Jury viel mehr Teilnehmer gewünscht.
Platz 1: Frau Heinrich in Zeithain
Der Vorgarten von Frau Heinrich hat die Jury überzeugt. Im Jahr 2022 fand eine komplette Umgestaltung des Vorgartens statt. Der eintönige Rasen wurde komplett entfernt, dafür wurden Gehölze, Stauden, Gräser und Blumenzwiebeln gepflanzt.
Der Vorgarten ist komplett unversiegelt, die Wege wurden mittels Kiesauflage gestaltet. Auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche finden sich viele verschiedene wertvolle Pflanzenarten, wie Felsenbirnen, Lavendel, Astern, Eisenkraut oder diverse Gräser. Es findet sich sogar Platz für hochstämmige Gehölze. Darüber hinaus wurden Zäune, Wände und Sichtschutz mittels Kletterpflanzen wie Wilder Wein oder Alpenreben bepflanzt.
Überall finden sich kleine gestalterische Elemente aus Naturmaterialien, welche Verstecke und Lebensräume bieten. Außerdem gibt es ein kleines Wasserspiel, welches gleichzeitig als Tränke für Vögel und Insekten dient.
Das Regenwasser vom Hausdach wird gesammelt und zum Gießen verwendet, organisches Material wird dem eigenen Kompost zugeführt.
Der Vorgarten ist ein ausgezeichnetes Beispiel für einen ästhetisch ansprechenden und gleichzeitig ökologisch wertvollen Vorgarten.
Platz 2: Frau Steinbrück in Glaubitz
Mitten in Glaubitz findet sich das Grundstück der Familie Steinbrück. Straßenbegleitend verfügt es über die Breite des Wohnhauses hinaus über einen fast schon als klassisch zu bezeichnenden Vorgarten. Eingefasst mit einem Metallzaun finden sich eine Vielzahl verschiedener Gehölze – von immergrün zu laubabwerfend, von heimisch zu exotisch, vom Hochstamm bis zum Bodendecker. Neben Obstgehölzen wurden verschiedene Rosen, Zierapfel, Trauerbirke und Schneebeeren und sogar Heidekraut gepflanzt. Daneben gibt es diverse sonnenliebende Stauden, Einjährige und im Frühjahr eine Vielzahl an Blumenzwiebeln zu bestaunen. So finden sich Astern, Akelei, Salbei und Bergenien auch schattenliebende Maiglöckchen und Farne. Einjährige wie bspw. Goldmohn oder auch Zwiebelgewächse wie Traubenhyazinthen dürfen sich frei ausbreiten.
Der Vorgarten weist kaum Versiegelung auf, gegossen wird größtenteils mit Regenwasser und als „Dünger“ wird nur der eigene Kompost eingesetzt. Die Fassade des Wohnhauses wurde zudem teilweise mit Wildem Wein begrünt.
Insgesamt überzeugt der Vorgarten mit einer hohen Durchgrünung, seiner Pflanzenvielfalt und Natürlichkeit.
Platz 3: Frau Gambke in Nünchritz
Der Vorgarten der Familie Gambke in Nünchritz erinnert in seiner Gestaltung an eine Miniaturversion eines ehemaligen Bauerngartens. Eingefasst von einer bunten Wildhecke hin zur Straße, finden sich viele kleine Zier- und Nutzgartenelemente. Zentraler Punkt des Vorgartens bildet ein alter Obstbaum, um den sich eine kleine Rasenfläche zieht. Niedrige Hochbeete aus Ziegel sind mit Nutzpflanzen gefüllt, der Kompost ist gut versteckt und neben Himbeeren wachsen diverse Obststräucher. Dazwischen finden sich immer wieder Stauden und Ziergehölze, niedrigstämmige Obstgehölze und ein weiteres Hochbeet aus Lesesteinen.
Die Beeteinfassungen bzw. Abgrenzungen wurden aus Natursteinen gestaltet, die Beetflächen sind offen und es wird kein Holzhäcksel oder Vlies verwendet. Der Vorgarten überzeugt auch durch seine hohe Pflanzenvielfalt und gute Mischung zwischen kürzlich gepflanzten und etablierten Pflanzen.
In der Kategorie der Hausgärten wurde die Jury von der großen Vielfalt der Bewerbungen überrascht. Vom reinen Nutzgarten über exakt gestaltete Gärten bis hin zum beinah undurchsichtigem Naturgarten war alles dabei. Jeder dieser Gärten hatte im Großen wie im Kleinen etwas zu bieten – sei es die Insektenverstecke im Gewächshaus, Büffelkürbisse und Neuseeländischer Spinat, ein Friesenwall oder die Larvenhüllen (Exuvien) von Libellen im Gartenteich.
Das Elbe-Röder-Dreieck hat viele interessante und ansprechen Privatgärten zu bieten, deren Besitzer sich dem Thema Naturnähe und Vielfalt verschrieben haben.
Insgesamt haben sich 17 Teilnehmer für die Kategorie Hausgarten beworben.
Platz 1: Frau Nitsche in Zschaiten
Auf dem Gelände der ehemaligen Schule in Zschaiten findet sich der Garten der Familie Nitsche. Vor dem heute als Wohnhaus genutzten Gebäude befindet sich ein Gartenbereich mit einer Mischung aus Stauden, Gehölzen und zum Anbau genutzten Hochbeeten. Zwischen Phlox, Zierrosen und Lavendel finden sich diverse Wildstauden und Kräuter; wertvolle Sträucher wie Bauernjasmin und Wildobst, diverse Obstbäume und Nadelgehölze. In der Rasenfläche werden seit Jahren bewusst Bereiche stehen gelassen, um das Wachstum und die Vermehrung von krautigen Pflanzen anzuregen. Auf kleinteilige Flächen wurden Wildsaatgutmischungen eingesät, um mehr Vielfalt zu erzeugen und sich aussamende Wildkräuter werden toleriert und können sich etablieren.
Im hinteren Bereich befinden sich verschiedenste kleine und kleinste Lebensräume wie Schattenbeete, ein bepflanzter Flachwasserteich, ein Karee aus natürlich nachgewachsenen Ulmen, alte Weiden und ein großer Nutzgartenbereich. Immer wieder finden sich Nistkästen, alte Holzstämme oder Haufen aus Ästen und Zweigen.
Für den Garten selbst als auch für den Nutzgarten wird eigenes Pflanzenmaterial angezogen und vermehrt, etliche Bereiche des Gartens werden extensiv gepflegt. Gedüngt wird einzig mit eigenem Kompost und es kommen keinerlei chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel zum Einsatz. In allen Bereichen werden vorwiegend natürliche Materialien wie Holz und Naturstein verwendet.
Überzeugt hat die Jury neben dieser Vielfalt an doch sehr unterschiedlichen Gartenbereichen vor allem die Herangehensweise der Gartenbesitzer. Viele Bereiche dürfen sich natürlich entwickeln, es wird dezent und behutsam eingegriffen, die Pflanzen gezielt ausgewählt und Pflege und Unterhaltung erfolgen sehr reduziert (bspw. wird ein Teil mit der Sense gemäht).
Platz 2: Herr Uwe Thieme in Weißig
Der Garten von Herrn Thieme und seiner Frau beeindruckte mit seiner Wildheit und seiner vielen kleinen und größeren Flachwasserteiche. Der Garten besteht aus zwei Bereichen. Hinter dem Haus erstreckt sich ein bewusst gestalteter Teil, welchen die Familie in seiner Grundstruktur bereits vom Vorbesitzer übernommen hat. Hier finden sich immergrüne Gehölze, diverse Sträucher und Stauden und vor allem eine beeindruckende Sammlung an Sukkulenten, welche im Sommer im Außenbereich gepflegt werden.
Über einen Durchgang in der breiten Koniferenhecke kann der zweite Teil des Gartens erreicht werden. Seit nunmehr drei Jahren verwirklichen die Besitzer hier ihre Pflanz- und Gestaltungsideen. Neben diversen begrünten Flachwasserteichen finden sich wilde Pflanzinseln aus selbst aufwachsenden Gehölzen wie Eschen, Ahorn oder Birken und gezielt eingebrachten Pflanzen wie Zierapfel, Lärchen oder Pfirsich. Es findet sich ein breites Spektrum an Pflanzen von heimisch bis exotisch, von einjährig bis ausdauernd. Laut der Familie Thieme beherbergt der Garten rund 1200 Pflanzenarten- und Sorten.
Durch den Gartenteil zwei ziehen sich intensiv gemähte Wege aus Rasen, aber zwischen den Gehölzinseln finden sich immer wieder nur 1-2 mal/Jahr gemähte Wiesenstücke. Überall stößt man auf die bei vielen Tierarten beliebte „Haufen“ aus Totholz, Laub, Schnittresten und Steinen.
Der Garten weist eine sehr hohe Vielfalt an Lebensräumen und Nahrung für Vögel, Insekten, kleine Säugetiere und sogar Frösche, Lurche usw. auf. Er bietet eine interessante Mischung aus gestaltetem Garten und „freier Natur“ auf engem Raum.
Platz 3: Herr Antrack in Merschwitz
Der Garten befindet sich neben dem ehemaligen Schulgebäude des Ortes, welches heute als KITA genutzt wird. Bestehend aus ursprünglich 2 Grundstücken zieht sich der Gartenbereich L-förmig um den eingeschoßigen Neubau der Familie. Der Garten ist konsequent in den letzten 7 Jahren angelegt wurden. Im rückwärtigen Bereich findet sich „Wilder Hügel“, dem Aushub für den Hausbau. Dieser hat sich inzwischen selbst begrünt und bietet Lebensraum vor allem für Käfer, Würmer und Sandbienen oder Hummeln.
Auf einem Großteil des Grundstücks wurde eine Obstwiese aufgepflanzt, Weinreben gesetzt und ein umfangreicher Nutzgarten angelegt. Die alten Gehölze wurden belassen und als Abgrenzung zum KITA-Freigelände wurde eine lange Wildhecke aus wertvollen heimischen Sträuchern gepflanzt. Die Pflege der Obstwiese erfolgt extensiv, Gras und Heu wird von Nachbarn als Tierfutter verwendet.
Bewässert wird mit Regenwasser, Grünabfälle werden auf den eigenen Kompost verbracht und es werden keine chemischen Pflanzenschutzmittel oder Dünger verwendet. Überall auf dem Gelände finden sich Nistplätze und Verstecke für diverse Tierarten wie Trockenmauern, Totholz- und Lesesteinhaufen.
Beeindruckt hat die Jury hier vor allem das Engagement einer jungen Familie für eine naturnahe Gestaltung und Pflege ihres Grundstückes.
Im Rahmen des Wettbewerbes wurde ein Sonderpreis für eine naturnahe und insektenfreundliche Gestaltung des Außenraumes von Schulen und Kindertagesstätten ausgelobt. Am Ende haben sich drei Einrichtungen des Elbe-Röder-Dreiecks hierfür beworben.
Platz 1: Schulhort Zabeltitz
Der Schulhof und Schulgarten des Schulhortes der Grundschule in Zabeltitz wurde in dieser Kategorie ausgezeichnet. Auf dem Außengelände der Schule wurden bewusst Gehölze, Kletterpflanzen und Stauden gepflanzt, welche sowohl für Insekten als auch für die Schüler einen Mehrwert besitzen wie z.B. Linde, Aronia und Obstbäume. Sie dienen den Tieren als Lebensraum und Nahrungsquelle, für die Kinder sind u.a. Früchte und Blätter zum Essen oder für den alltäglichen Tee im Hort verwendbar.
Der Schulgarten wird intensiv genutzt und durch die Kinder und Pädagogen bewirtschaftet. Er weist eine hohe Vielfalt an Pflanzen auf: Es finden sich einjährige Gemüsepflanzen und Blumen wie Kürbis, Kartoffel und Ringelblume neben dauerhaften Kräutern und Obstgehölzen. Material vom eigenen Kompost wird als Dünger verwendet und gegossen wird mit dem eigens gespeicherten Regenwasser.
Die Pädagogen versuchen, die Kinder zur Naturbeobachtung und Rücksichtnahme zu motivieren. So wird beispielsweise regelmäßig einmal im Jahr für ein paar Tage der Sandkasten gesperrt, wenn die Sandbienen sich zeigen.
Der Schulhof mitsamt dem Schulgarten weist eine hohe Vielfalt an Pflanzenarten auf, bietet im Kleinen diverse Lebensräume und Nahrungsquellen für Schmetterlinge, Bienen, Vögel und Co und die Kinder können früh ein Verständnis für Natur, Kreisläufe und die jahreszeitliche Veränderung ihrer Umwelt entwickeln.