Am 03. November 2021 setzte das Elbe-Röder-Dreieck die mehrteilige Veranstaltungsreihe „Artenvielfalt und Biodiversität konkret! Maßnahmen für Kommunen, Unternehmen und Grundstücksbesitzer“ im Rahmen des Projektes Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt fort.
Im einleitenden Vortrag stellte Sebastian Wünsch, Regionalmanager für Natur und Landschaft im Elbe-Röder-Dreieck e.V., zunächst aktuelle Förderprogramme und laufende Wettbewerbe für Kommunen, Unternehmen und Private im Bereich Biodiversitätsförderung und Landschaftspflege vor. Er wies zudem auf die Möglichkeit der Akteure hin, im Rahmen des Projektes Naturstadt eine kostenlose Fachberatung und eine Investitionsbeteiligung von 1.500 € für ihr Projekt zu erhalten.
Herr Mollenhauer vom BuGG (Bundesverband GebäudeGrün e.V.) veranschaulichte in seinem Vortrag zum Thema Dach- und Fassadenbegrünung die gesetzlichen, baulichen und vegetationstechnischen Grundsätze, welche es bei der Planung, dem Bau und der Pflege von Dach- und Fassadenbegrünung zu beachten gibt. Diese beiden Begrünungsarten finden zunehmend in Gebieten mit hoher Verdichtung eine größere Verbreitung, können aber auch eine sinnvolle Maßnahme für Kommunen und Unternehmen im ländlichen Raum sein. Denn auch hier kommen zahlreiche Vorteile der Begrünung zur Geltung:
• Einsparung zukünftiger Dachsanierung, da die Dachhaut nicht mehr der UV-Strahlung und dem direkten Niederschlag ausgesetzt ist
• Regenwasserrückhalt, der schon bei einfachen Dachbegrünungen 20-30 l/m² und bei aufwendigeren Aufbauten bis zu 130 l/m² betragen kann
• Schaffung von Lebensräumen für Insekten, Vögel und weitere zahlreiche Tiere.
Hier gab der Referent wertvolle Tipps für die Pflanzenwahl und die technische Umsetzbarkeit, um grüne Elemente in zukünftige und im Falle von Fassadenbegrünung auch an Bestandsgebäuden zu integrieren. Das Thema Pflege und Unterhaltung der Begünungsvarianten schloss den Vortrag ab.
Im anschließenden Vortrag zum Thema „Insektenfreundliche Beleuchtung“ wies Herr Reichel von der Firma Leipziger Leuchten zunächst einmal darauf hin, dass es eine insektenfreundliche Beleuchtung in dem Sinne nicht gibt. Lampen und Leuchten stellen im Hinblick auf Insekten und andere Tierarten (bspw. Fledermäuse) ein nicht zu vernachlässigendes Problem dar. Besonders Insekten werden von künstlichen Lichtquellen angezogen, sie umkreisen diese bis zur Erschöpfung oder sterben durch die Hitze der Gehäuse. Da aktuell viele Kommunen vor der Aufgabe stehen, ihre öffentliche Beleuchtung energetisch zu sanieren, kann den insektenschädlichen Auswirkungen der Leuchten durch die Reduzierung der Beleuchtungszeit und -intensivität (Dimmbarkeit) sowie der Lichtfarbe (warme Farben) entgegengewirkt werden. Gleichzeitig erhitzen sich die Gehäuse der modernen Leuchten nicht so stark. Herr Reichel stellte die technischen Möglichkeiten einer Umrüstung der öffentlichen Beleuchtung anhand diverser Anschauungsobjekte dar und machte deutlich, dass sich die Faktoren, die Insekten vor Licht schützen, nicht automatisch eine energetische Einsparung darstellen, sondern umgekehrt auch höhere Energiekosten bedeuten können.
Zusammenfassend wurde in dem Vortrag deutlich, dass in Bezug auf den Schutz von Tierarten (Insekten, Fledermäuse etc.) vor allem die Punkte Lichtstärke, Lichtfarbe, Beleuchtungsdauer sowie die Erhitzung der Gehäuse von Lampen und Strahlern eine entscheidende Rolle spielen. Energieeffizienz sollte also bei der Umrüstung nicht das alleinige Entscheidungskriterium sein, sondern durch Maßnahmen zur Reduktion von Lichtimmission und zum Schutz der nachtaktiven Fauna ergänzt werden. Kommunen, welche sich in der Phase der Umrüstung befinden, wurde daher angeraten, als Mindeststandard dimmbare Leuchten zu verwenden und die Lichtleistung zwischen 22 und 5 Uhr auf 20 % der vollen Beleuchtungsstärke abzusenken. Dies kann bei entsprechender technischer Voraussetzung auch nachträglich umgesetzt werden.
Abschließend wurde von den Projektleitern der für den Frühsommer 2022 geplante Zertifizierungskurs „Naturnahe Pflege kommunaler und gewerblicher Flächen“ in Grundzügen vorgestellt und mit den Teilnehmern aus Kommunen und Unternehmen diskutiert. In diesem Kurs wollen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bauhöfen, Landschaftspflegefirmen und Hausmeisterservices mit den technischen Konsequenzen der Pflegeumstellung in Grünanlagen vertraut machen und fachliche Hintergründe sowie Argumentationshilfen in Umgang mit Kunden und der Bevölkerung anbieten.